"Linus Torvalds hat begründet, warum die nächste Version von Linux den neuen Scheduler von Ingo Molnar und nicht den von Con Kolivas enthalten wird, und die Wichtigkeit der Desktop-Leistung unterstrichen.
Con Kolivas hatte das Ziel, die von vielen Anwendern als schlecht wahrgenommene Desktop-Leistung des Kernels zu verbessern. Eine seiner neuesten Entwicklungen war ein neuer Scheduler, der Staircase-Deadline-Scheduler (SD). Gegenüber dem bisherigen Scheduler brachte er spürbare Verbesserungen der Interaktivität. Dennoch wurde er nicht in den Kernel aufgenommen.
Während Kolivas krankheitsbedingt ausfiel, entwickelte Ingo Molnar unter Ausnutzung einiger Ideen von Kolivas einen anderen neuen Scheduler, den Completely Fair Scheduler (CFS). Im Gegensatz zu Kolivas konnte Molnar die Entwickler davon überzeugen, dass sein Scheduler besser war. So wird CFS ab Linux 2.6.23 den alten Scheduler ersetzen. Kolivas war über diese Entwicklung sehr verärgert und verließ die Kernel-Entwicklung.
Wie Linus Torvalds jetzt erläuterte, hatte er kurze Zeit erwogen, den SD-Scheduler zu integrieren. Doch wer glaube, SD sei perfekt, ignoriere die Realität. Zu diesem Personenkreis gehörte auch Kolivas selbst, der Probleme wegzuargumentieren versuchte, anstatt mit den Testern zusammenarbeiten. Außerdem sieht Torvalds weitere technische Probleme mit dem SD-Scheduler. Auch zu Kolivas selbst hatte er wenig Vertrauen, da dieser nur die Probleme seiner eigenen Umgebung lösen wollte. Somit war auch ein Grund für die Wahl von CFS, dass sich Ingo Molnar intensiv um gemeldete Probleme kümmerte und sie nicht wegdiskutierte. Der CFS-Scheduler soll die gleichen Interaktivitäts-Verbesserungen bringen wie SD, was angeblich an einer Universität in Tests bestätigt wurde.
Auf weitere Kritiken an seinem Vorgehen antwortete Torvalds, dass er immer den Desktop als den wichtigsten Teil von Linux sah. Der Vorwurf von Kolivas, dass die Entwickler nur Unternehmens-Features einbauten und die Desktop-Leistung vernachlässigten, sei völliger Mist. Auch Forderungen nach getrennten Desktop- und Server-Kernels zeugen seiner Ansicht nach von einer völligen Unkenntnis von der Wartung des Kernels und der Realität.
Torvalds gibt jedoch zu, dass kein Scheduler für alle Anforderungen zugleich ideal sein kann. Insbesondere solle man noch die Beobachtung untersuchen, dass bei Anwendungen mit 3D-Grafik SD besser als CFS zu sein scheint. Für die Zukunft ist eine weitere Verbesserung des Schedulers, von einer Übernahme weiterer Ideen aus SD bis zu einer vollständigen Ersetzung, nicht ausgeschlossen."
Quelle: pro-linux.de