von diri » 26.05.2009, 02:43
@Nexon
Selbst wenn Du Profi wärst und noch mehr Geld hättest, Du wärest mit Sicherheit nicht in der Lage, eine GraKa nachzubauen. Denn selbst wenn Du aus einer Multilayer-Platine den Schaltplan "herausziehen" könntest, es bleibt immer noch das "Innenleben" der CustomChips; also der Chips, die eben nicht in irgendeinem Katalog zu finden und zu bestellen sind. Als wichtigstes natürlich die GPU. Wenn das alles so einfach wäre, hätten sich die beiden Großen AMD/ATI und NVIDIA ev. auch Matrox mittlerweile gegenseitig kopiert und die GraKas wären alle so ziemlich gleich. Ja, und warum sind die Treiber von aktuellen Karten nicht offen? Ganz einfach: Mithilfe der Treiber kannst Du, wenn Du Profi wärst (eine riesen Firma) und gaaanz viel Geld hättest, die technischen Spezifikationen im Detail bekommen und dann an Deine Chipentwickler weitergeben um an Deiner eigenen GPU zu basteln. Ein anderer, schon angesprochener Punkt sind Programmbestandteile, die die entsprechenden Hersteller entweder selbst patentiert haben oder Patente eingekauft haben; dass muß auch nicht jeder sehen bzw. in seiner eigenen Software benutzen.
Andererseits habe ich auch nicht grundsätzlich was gegen proprietäre Treiber. Gerade im GraKa-Bereich ist der Benutzer von sog. Profi-Software oft auf ISV-Zertifizierungen angewiesen. Wenn also z. B. Autodesk oder SideFX einen Treiber zertifiziert, dann ist das kaum mit der OS-Community möglich, weil dort überhaupt nicht das Geld und die Zeit vorhanden ist, nötigenfalls auf sog. qualifizierter Hardware zu entwickeln. Da solche Software i. d. R. aber auch mehrere K-Euro kostet möchtest Du als Anwender natürlich auch den Support von Deinem Softwareanbieter und nötigenfalls auch vom Entwickler Deiner Treiber und zwar pronto! Dafür gibt es z. B. von NVIDIA die Quadros. Bei Problemen mit denen, auch auf Treiberseite, kümmert sich NVIDIA darum weil Du dafür auch bezahlt hast! AMD/ATI ist da genau das Gegenteil: 1. die proprietären Treiber sind absoluter Mist und was von der Community kommt ist dann auch nicht das wahre. Ist aber auch kein Wunder, denn das sind i. d. R. Leute, die soz. in ihrer Freizeit entwickeln, auch in Urlaub fahren und mal einfach keine Lust haben. Dann sitzt Du als Anwender so ziemlich auf dem Trockenen, wenn Deine Software immer wieder z. B. crasht, Du aber leider einen Zeitplan erfüllen musst.
Und leider gibt es davon genug Beispiele, wo proprietäre Treiber so ganz und gar nicht verkehrt sind. Native Raid-Systeme z. B. Versuche z. B. mal die Community haftbar zu machen, wenn einer Deiner Treiber die Daten auf einem Raid-System killt. Backups in oder her, da die ja mittlerweile auf den gleichen Raid-Systemen liegen! So kannst Du dann z. B. LSI für den entsprechenden Datenverlust haftbar machen. D. h. dann aber auch, dass Dein System auf einem zertifizierten Linux laufen muss. Weil, auch so ein Linux-Problem ist, dass sich im Bereich des Kernels die APIs mittlerweile schneller ändern als manch Mensch daran _denkt_, seine Unterwäsche zu wechseln.
Das ist im Übrigen überhaupt das größte Problem bei Linux. Es gibt 5000 Distris, jeder backt sein Zeug ein wenig anders patch noch ein wenig am Kernel rum, sodass ein Softwarehersteller nur schwer garantieren kann, ob seine Software überhaupt auf Deiner Distri läuft. Er soll aber alle 5000 Distris kennen und dafür auch Support leisten... Schaue nur mal auf die WebSites von z. B. Autodesk oder SideFX, was für Distris, GraKas und Treiberversionen z. B. für Maya oder Houdini zertifiziert sind, d. h. für die es auch Support gibt. Deswegen ist für einen Softwarehersteller sowas wie MS-Windows ein Fest: Wenige Versionen und ein Ansprechpartner!
Kurz und gut, proprietäre Treiber oder Software, auch sog. ProfiDistris wie RHEL oder SLED, sind immer dann wichtig, wenn es um Geld geht, also viel Geld. OpenSUSE, Fedora, Ubuntu und freie Treiber sind zwar ganz nett, weil kostenlos und einsehbar, aber von diesen Anbietern kannst keinen Support VERLANGEN! Von NVIDIA mit den Quadros oder von RedHat mit RHEL kannst Du genau das!
DiRi