Schon interessant, wenn man ein wenig zurückblickt: 1977 ging es der Musikindustrie ähnlich wie heute: Sie wettert gegen ein neues Medium, weil es das alte Medium angeblich kaputt machen soll (Umsatzverluste in Milliardenhöhe!).
Damals ging es um die Kassetten (oder hier Leerkassetten), die die Schallplattenindustrie kaputtmachen sollte. Die Musikindustrie hatte gerade mehrere Millionen Mark in Presswerke für Schallplatten investiert, obwohl die Schallplatte als solche dabei war, von der Musikkassette abgelöst zu werden. Vorallem die Leerkassetten waren der Schallplattenindustrie ein Dorn im Auge, konnte man doch kostenlos die Radiosendungen von Frank Elstner oder Thomas Gottschalk mitschneiden (die auch Verständnis dafür zeigten). Umsatzverluste in Milliardenhöhe hätten sich ergeben, meinte die Plattenindustrie.
Klingt irgendwie wie die Argumentation von heute, oder? Die bösen Musikdownloads auf der einen Seite und große Labels, die im Musikdownload keine Chance für sich erkennen, bzw. nur bedingt und stattdessen sich an der CD festklammern.
Interessant ist auch, dass die Musikindustrie 1948 schonmal ein Problem hatte bei der Umstellung der Schellack-Schallplatte von 78 Umdrehungen pro Minute zur PVC-Schallplatte mit 33 Umdrehungen pro Minute und die Topmanager u.a. bei EMI (die scheinbar bei jeder Umstellung dabei sind und Probleme damit haben) dagegen wetterten.
Auf jeden Fall sieht es so aus, als ob die Musikindustrie, bzw. die großen Labels alle 30 Jahre zeigen, dass sie eher planlos agieren, statt ihre Chancen zu ergreifen. Fand es auf jeden Fall sehr interessant, heute zu lesen, dass die Argumente von damals immer noch die gleichen sind.
Quellen zum Nachlesen:
- Spiegel 17/1977
- Blog "Cliphead" mit einem Bravo-Artikel von 1977